Kadir Has Universität

In der Nähe, im heutigen Stadtteil Unkapani, befand sich Zeugma, ein Hafen, der sich während der osmanischen Ära zum wirtschaftlichen Zentrum der Stadt öffnete und bis ins 19. Jahrhundert genutzt wurde. Die Aktivitäten rund um Zeugma belebten die Umgebung, und auch Cibali profitierte von diesem Treiben: Osmanische Lagerhäuser und Kalkwerkstätten entlang der Haliç-Küste von Cibali zeugten vom florierenden Handel in diesem Teil des Gebiets. Früher war der Hafen von Cibali, Puteae oder Porto del Pozzo genannt, gesäumt von Lagerhäusern, die bis zum Bersten mit Waren für die Istanbuler Konsumenten gefüllt waren. Die Durchgänge durch die Tore von Cibali waren entscheidend für den Transport dieser Waren vom Hafen in die Stadt. Nach der Eroberung begann sich das Gebiet von Cibali zu entwickeln. Cibali wurde zu einem beliebten Wohnort für Kapitäne, und berühmte Seefahrer wie Murad Reis, Mustafa Pasa und Kemal Reis besaßen dort Villen.

Zwei Faktoren verbinden Cibali mit Istanbuls Identität: Feuer und Tabak. Da Cibali ein Handelszentrum war und viele Schiffbauer brennbare Materialien beim Schiffbau verwendeten, kam es häufig zu Bränden. Bei Nordostwinden stellten diese Brände, sowohl außerhalb als auch innerhalb der Stadtmauern von Haliç, eine akute Gefahr dar, insbesondere da die Stadt damals aus vielen Holzhäusern bestand. Viele der größeren Brände dieser Zeit wurden als „Cibali-Brände“ bezeichnet.

Die 1884 gegründete Tabakfabrik Cibali war eine wichtige Institution, die das Viertel sozial und wirtschaftlich veränderte. Um die Jahrhundertwende beherbergte das große Fabrikgebäude die Tabakverarbeitung und die Zigarettenproduktion.Es gab mehrere Gründe, warum eine so große Fabrik in diesem kleinen Viertel angesiedelt wurde. Damals wurden in dieser Gegend Tabakzölle erhoben, und viele der Fabrikarbeiter wohnten in der Nähe. Betrachtet man die zahlreichen Fotografien aus den 1900er Jahren, die das Fabrikleben dokumentieren, ergibt sich ein bemerkenswertes Bild. Dort arbeiteten 1500 Frauen und 662 Männer (insgesamt 2162 Personen). Die Zigarettenfabrik Tekel Cibali war im Grunde eine kleine Stadt mit eigener Polizei und Beamten, Krankenhäusern, einer Kindertagesstätte, Lebensmittelgeschäften, Schulen, einer Feuerwehr, Sportanlagen, Gewerkschaften und Restaurants. Am 1. März 1925, nach vierzig Jahren französischer Verwaltung und mit der Ausrufung der Republik, ging die Fabrik in staatliche Hand über. Viele Jahre lang verarbeitete, lagerte und verkaufte die Fabrik Tabak. 1995 wurde die Fabrik, die größtenteils stillgelegt war, aufgegeben. 1997 übergab das Finanzministerium die Gebäude an die Kadir-Has-Universität. Dr. Mehmet Alper wurde mit der Restaurierung und dem Umbau der Fabrikgebäude zu einem Universitätscampus beauftragt. Die Arbeiten begannen im März 1998. In enger Zusammenarbeit mit den Planern der Universität legten die mit der Restaurierung beauftragten Architekten großen Wert darauf, den ursprünglichen Charakter und die architektonische Integrität der Gebäude zu bewahren und gleichzeitig die Räumlichkeiten an die Bedürfnisse der Universität anzupassen. Zwischen 1998 und 2002 wurde die Tekel-Cibali-Zigarettenfabrik von der Kadir-Has-Stiftung von einem Lagerhaus, in dem Tabak produziert und verkauft wurde, in eine Hochschule umgewandelt.Nach vierjähriger Restaurierung wurde der Cibali-Campus der Kadir-Has-Universität am 13. Februar 2002 offiziell eröffnet. Der neue KHAS-Campus vereint elegante Fassaden, lichtdurchflutete Atrien und großzügige, helle Innenräume mit erstklassigen Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Damit stellt der neue Campus der KHAS einen wichtigen Schritt zur Verwirklichung der Universitätsmission dar, aus der Vergangenheit des Landes eine Zukunft zu gestalten, indem im Herzen Istanbuls ein Zentrum geschaffen wird, in dem Kultur, Bildung und wissenschaftliche Forschung zusammenkommen, um den sich wandelnden Bedürfnissen der Türkei und der Welt gerecht zu werden.